(von Jana)
Es gibt nur sehr wenig Gemeinsamkeiten bei Hexens. Eine die wirklich so gut wie alle teilen, ist die Tatsache, dass Hexen für Ihre Handlungen verantwortlich sind (diese Grundgemeinsamkeit findet sich auch bei den meisten anderen magischen Richtungen und heidnischen Traditionen - es resultiert aus der Eigenmacht und der Tatsache, dass alles auf der Welt miteinander verbunden ist). Als Hexe hast du prinzipiell die Macht alles zu tun (nun ja ein paar kleine Einschränkungen technischer Natur gibt es, aber so in etwa). Jeder Mensch hat eigentlich diese Macht, aber Hexen nehmen sie sozusagen bewusst an. Das bedeutet, dass es für Hexen keine Ausflüchte gibt wie "ich konnte gar nicht anders". Es bedeutet, dass es in deiner Verantwortung liegt, Zustände, die dir nicht gefallen (und die dich betreffen), zu ändern - wenn dir etwas an deinem Leben nicht gefällt, hast du die Möglichkeit, es zu ändern und bist selbst dafür verantwortlich, wenn du es nicht tust. Das heißt, es gibt keine äußeren Umstände, die dich dazu zwingen, es ist deine Verantwortung, denn du hast die Macht. Genauso hast du die Verantwortung dazu wenn du mit deiner Macht in den Persönlichkeitsraum anderer eingreifst. Das bedeutet nicht, dass es eine Schuld ist oder eine Sünde (so etwas gibt es nur im christlich-jüdischen Verständnis, und so lange du keine Christin oder Jüdin bist, ist das völlig egal).
Verantwortlich heißt, nicht leichtfertig zu handeln, sondern sich die Situation, Antrieb und Folgen (soweit absehbar) bewusst zu machen. (Wieder kein "er / sie hat mich doch dazu gezwungen, was sollte ich denn tun"... ) Wenn du die Verantwortung akzeptierst und trotzdem der Meinung bist, jemandem schaden zu wollen, so ist dies deine freie Entscheidung und du akzeptierst gleichzeitig damit die Konsequenzen und dass du dafür verantwortlich bist (also die Tatsache, dass die Konsequenzen sich aus deiner Handlungsweise ergeben und nicht etwa vom Himmel gefallen sind). Auch, wenn du diese Konsequenzen vielleicht nicht vorhergesehen hast.
Du solltest im Zuge der Verantwortlichkeit auf jeden Fall drüber nachdenken, ob du es wirklich für eine angemessene Reaktion / Handlung hältst, dieser Person zu schaden. Meist geht es ja um eine Art Vergeltung für erfahrenes Unrecht. Hat die Person dir absichtlich Leid zu gefügt und in welchem Maße... es wäre ja irgendwie auch unangemessen, jemanden zu verprügeln, weil er dich auf der Straße versehentlich angerempelt hat. Tja und natürlich ist da die ethische Komponente. Aber die kannst du für dich nur selber beantworten, ob es nach deinem Wertesystem richtig ist, jemandem absichtlich zu schaden - viele andere werden das vehement verneinen. Auch ich verneine das in den allermeisten Fällen.
Von der ethischen Frage mal abgesehen, gibt es noch ein Problem mit der Schadensmagie. Nämlich die Tatsache, dass du, wenn du sie wirkst, dich sowohl mit dem "Empfänger" verbindest (sozusagen eine Energieleitung / Verbindung herstellst, die auch umgekehrt funktionieren kann) und zum zweiten lässt du dich sehr intensiv auf die negative Energie ein, denn die ist es ja, die du verschickst. Das ist insofern ein Problem, dass gleiches gleiches anzieht und von daher sehr oft Menschen, die Schadenszauber betreiben, selbst von negativem heimgesucht werden. Das ist ungefähr so wie mit dem positiv und negativ denken, durch die Schwingung sozusagen fühlt sich das eine oder andere angezogen. Und zum Beispiel dort, wo Magie noch mehr gang und gäbe ist als in Europa, in Afrika und Südamerika, gibt es auch Schamanen oder Zauberer die davon leben, magische Dienstleistungen zu erbringen, und manche betreiben als Auftragsarbeit dann viel Schadensmagie und sie sind einen Grossteil ihres Lebens damit beschäftigt, sich selbst vor Schädlichem und Negativen zu schützen, das ist sozusagen eine Art Gewaltspirale. Wiccas haben das in den Lehrsatz zusammengefasst, dass alles, was mensch magisch aussendet, 3 mal zurückkommt.
Außerdem ist es auch gar nicht so einfach, die Schadensmagie wirklich abzuschicken, so dass es - allerdings eher, wenn mans falsch macht - dazu führen kann, in der Situation, die mensch rächen möchte, verhaftet zu bleiben, was keine Erleichterung bringt.
Schadensmagie zu betreiben, die keine Verknüpfung zum Empfänger herstellt und möglichst keine negativen Energien zu stark bei dir lässt, ist extrem schwierig und für Anfänger meines Erachtens überhaupt nicht machbar. Ich hab dazu mal was gehört, aus der ritualmagischen Ecke, aber das ist wirklich Anfängerungeeignet.
Die meisten fortgeschrittenen Magietätigen wirken extrem selten bis gar keine Schadensmagie, weil das Risiko und der Einsatz eigentlich zu hoch sind. Dies lässt sich vermeiden, wenn mensch Götter in dieser Sache um Hilfe bittet. Dazu sollte aber vorher Mensch schon mal etwas mit Göttern oder diesen speziellen Gottheiten getan haben. Es gibt dann verschiedene Möglichkeiten: Entweder mensch legt die Reaktion ganz in die Hand der Götter - die haben nun mal den besseren Durchblick. Oder man erbittet sich etwas bestimmtes und bittet die Gottheiten um Verwirklichung, vielleicht noch mit dem einem Zusatz " wenn es sinnvoll ist," oder "ohne dass es mir zum Schaden gereicht" oder ähnliches.
Tja und fällt mir noch was ein, was einfach dagegen spricht, das als eine der ersten magischen Handlungen zu versuchen: Magie ist schwer berechenbar. Es ist gar nicht ganz einfach, das Ziel einer magischen Handlung so festzulegen, dass tatsächlich nur exakt das gewünschte geschieht. Das ist meist das Ergebnis harter Arbeit, und es passieren auch mal immer wieder Fehler. Beispiel aus einem anderen Magiebereich: wenn du um Geld bittest, kann das dazu führen, dass du einen Job findest aber auch, dass dein Haus abbrennt und du die Versicherungssumme erhältst (ist ein krasses Beispiel, aber es gibt solche Fälle. Ein weniger krasses Beispiel wäre ein Schutzzauber den eine Bekannte ums Auto gelegt hat, mit der Folge, dass sie in das Auto nicht mehr hineinkam - sozusagen sich selbst ausgesperrt hat). Die Kunst ist es, festzulegen, was mensch erreichen möchte. Und das gleich mit Schadensmagie auszuprobieren ist halt etwas heikel. Das ist ungefähr so als würdest du dich rächen und eine Bombe bauen, da du aber nicht weißt wie das geht, weißt du nicht ob der Empfänger nur Ohrensausen bekommt oder vielleicht auch eine schwere Verletzung, oder vielleicht einen Familienangehörigen trifft, der damit gar nichts zu tun hat....
Ach ja und eines noch: Bedenke, wenn du dir das Recht nimmst, andern zu schaden, musst du doch eigentlich dieses Recht auch anderen zusprechen, oder nicht?
jana