Eine Wirklichkeit ist, was wirkt. Auf diesen einfachen Nenner ist es zu bringen, wenn der sprachliche Ansatz konsequent gedeutet wird. Alles andere ist eine Unterstellung und Verzerrung von Gegebenheiten. Diese Wirklichkeit ist im Rahmen einer WELT zutreffend, und es kann nicht von der einen auf eine andere geschlossen werden.
Die Erkenntnisse der modernen Physik weisen in die Richtung, die Schamanen und andere Weise im Osten wie im Westen immer schon gesagt haben: Es gibt nicht nur eine Wirklichkeit. Alle Wirklichkeiten sind aber Aspekte, Gesichter von Ein-und-dem-Selben. ob wir dazu Gott oder Bewußtsein sagen, ist sekundär, wenn es nicht in einem konfessionellen, fundamentalistischen Kontext gesagt bzw. verstanden wird.
Wenn alles eins ist und es nur dieses Eine gibt, warum sprechen wir dann immer in der Vielzahl? Der Grund dafür ist einfach, daß dieses Eine so unüberschaubar (gro?) ist, daß wir uns nicht mehr orientieren können. Wir bringen dieses Eine in überschaubare Größen, Einheiten, damit wir alltäglich miteinander kommunizieren können. Sprache ist differenzierend, unterscheidend, bring die Schöpfung auf eine Dimension, die dem Menschen noch zugänglich ist. Mit dieser Sprache haben wir ein Hilfsmittel, und dies ist gut so, wenn nicht das Beschriebene für Wahrheit gehalten wird. Dadurch, daß wir sprechen, betrachten wir die Welt aber bereits aus einer ganzu bestimmten Perspektive, nämlich jener, die uns durch die Sprache zugänglich wird. Um die WELT zu verstehen, bringen wir sehr willkürlich Aspekte des allumfassenden Seins in einen Zusammenhand, der dann eine Logik aufweist, die es, bevor wir die Teilaspekte aus ihrer Einheit gerissen haben, so nicht gegeben hat. WELT meint somit ein in sich logisch geschlossenes System. Da wir bereits in userem Alltag viele solcher in sich logisch geschlossener Systeme haben, zwischen denen die meisten Menschen relativ problemlos und konfliktarm hin und her wechseln, ist uns die Qualität von WELTEN nicht unbekannt.
Die meisten Menschen können ohne lange nachzudenken die Gesetze der unterschiedlichen WELTEN des Alltags aus Gewohnheit befolgen.
Es unterscheidet sich die "Berufs-WELT" für die meisten Menschen recht deutlich von der WELT zuhause zwischen den vier Wänden.
Den unterschiedlichen Anforderungen, die die "WELT des Opernballs" und die "WELT des FKK-Strandes" stellen, kann der Großteil der Europäer auch gerecht werden. Ein Bienenzüchterverein hat mit hoher Wahrscheinlichkeit ebenso andere Gesetzmäßigkeiten und Möglichkeiten, als sie zum Beispiel ein Fußballklub hat.
Schon die wenigen Beispiele, die in endloser Reihe fortgesetzt werden könnten, zeigen sehr klar, daß WELT ein geschlossenes System darstellt.
In einem anderen Bereich ist dies nicht mehr so klar, bzw. wird es erst nach längerer Zeit transparent: Wenn es sich nämlich um WELT-anschauungen handelt, die sich im Laufe der Zeit ablösen. Der Paradigmawechsel meint nicht notwendigerweise, daß eine bisherige Ansicht falsch gewesen wäre, die Entwicklung hat vielfach nur de Grenze des Systems ausgereizt und erfordert ein Hinüberschreiten in ein neues Zusammenhangsverständnis.
so ist die mechanistische Weise, bestimmte Vorgänge zu beschreiben, erst überholt gewesen, als versucht wurde, Phänomene des Makro- bzw. des Mikrokosmos zu beschreiben. Im Alltag werden wir auch künftig nicht die Relativitätstheorie anwenden, wenn wir den Zeitaufwand berechnen wollen, der notwendig ist, um mit dem Auto von München nach Berlin zu fahren.
Sollen Vorgänge im subatomaren Bereich beschrieben werden, müssen andere Modelle, andere Theorien, andere Gesetze beachtet werden, wollen wir zu einem zutreffenden, adäquaten Ergebnis durch die WELT-Beschreibung kommen.
Wir können sagen, daß die WELT einen "Mittelpunkt" hat, in dem die Gesetze gültig sind, wo Prognosen sich als richtig erweisen. Je weiter wir uns von diesem Mittelpunkt entfernen, umso unzutreffender werden die Prognosen sein. Wenn wir einen bestimmten Punkt überschritten haben, werden wir eine Zunahme anderer, bisher nicht gültiger Gesetzmäßigkeiten erkennen. Je konsequenter wir der Tendenz dieser neuen Gesetze folgen, umso häufiger werden Voraussagen sich danach ergeben. Wir nähern uns wieder einem "Mittelpunkt" einer neuen WELT. Diese Reise könnten wir endlos fortsetzen und wir würden nur immer neue Bereiche anderer, modifizierter Modelle aufspüren. Je näher die WELTEN beisammen liegen, umso weniger spektakulär sind die neuen Gesetze. Wenn wir von einer WELT im schamanischen Kontext sprechen, so müssen wir uns des bisher Gesagten immer bewußt bleiben. Was wir damit meinen ist, daß WELT ein in sich geschlossenes System ist. Beim Heilen ist dies deshalb von besonderer Bedeutung, da wir Symptome jener WELT zuordnen müssen, diedafür auch den besten Heilansatz anbietet.
Es gibt somit nicht nur eine WELT, in der wir schamanisch agieren können bzw. müssen, sondern mehrere. Die für die Heilung bevorzugt geeigneten, müssen dann als Medizin eingesetzt werden. Für den "Einsatz" geeignete WELTEN können nicht in einer Liste angeführt werden. Man kann nicht annehmen, daß dieses "Listenangebot" alles beinhalten würde. Es kann maximal eine Anregung geben. Um kompetent agieren zu können, ist eine längere Erfahrung erforderlich und ein hohes Vermögen an kreativem Umgang mit dem erlangten Wissen. WELT ist eine Schöpfung des Individuums, einer Gruppe, einer Religion, einer Kultur und nicht etwas von seinen Schöpfern Unabhängiges. Da jeder einzelne Mensch ein Schöpfer in diesem Sinne ist und er nicht nur eine WELT kreiert, gibt es sicher viel, viel mehr WELTEN, als es Menschen gibt. Die Fähigkeit des Schamanen, der Schamanin, ist dadurch gekennzeichnet, daß er/sie sich in die Welt eines Klienten begeben kann, um das System kennenzulernen und damit auch die passende Medizin zu finden.
Text von Lucia's Lehrer Werner Kosmus